FMA-Marktstudie 2024: Wie steht es um die Nachhaltigkeit österreichischer Publikumsfonds?

Nachhaltiges Investieren ist kein Nischenthema mehr – es ist zum Mainstream geworden. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Welche Fonds sind nachhaltig und welche nutzen den Trend vielleicht nur zu Marketingzwecken? Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat dazu eine Marktstudie veröffentlicht, die interessante Einblicke liefert. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Erkenntnisse.

Nachhaltigkeit als Aufsichtsschwerpunkt

Seit 2021 legt die FMA einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Dabei stehen zwei zentrale Themen im Mittelpunkt:

  • Die Integration von Nachhaltigkeitsrisiken in Strategie, Governance und Risikomanagement von Finanzunternehmen.
  • Die Einhaltung von Transparenzanforderungen, um Greenwashing zu vermeiden und Anleger*innen besser zu schützen.

Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass nachhaltige Finanzprodukte tatsächlich nachhaltigen Kriterien entsprechen und nicht nur aus Marketinggründen als solche beworben werden.

Wachstum nachhaltiger Fonds in Österreich

Laut der FMA-Marktstudie verwalten zum 30. Juni 2024 insgesamt 1.005 österreichische Publikumsfonds ein Vermögen von 116,88 Milliarden Euro. Davon berücksichtigen 477 Fonds Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Kriterien mit einem Gesamtvolumen von 70,2 Milliarden Euro. Besonders bemerkenswert ist, dass der Anteil nachhaltiger Fonds seit 2022 von knapp 40 % auf über 60 % gestiegen ist.

Dabei unterscheiden sich die Fonds in ihrer Nachhaltigkeitskategorie:

  • 464 Fonds (die € 67,6 Mrd. an Fondsvermögen verwalten) fallen unter Artikel 8 SFDR: Sie berücksichtigen ökologische oder soziale Merkmale, aber streben keine nachhaltige Investition im Sinne von Artikel 9 SFDR an
  • 13 Fonds (€ 2,6 Mrd. an Fondsvermögen) fallen unter Artikel 9 SFDR: Diese verfolgen explizit nachhaltige Investitionsziele.
  • 112 der Artikel 8- und Artikel 9-Fonds tragen das Österreichische Umweltzeichen (UZ49): Sie erfüllen besonders strenge Nachhaltigkeitsstandards.

Mit einem wachsenden ESG-Markt steigt aber auch die Gefahr von Greenwashing. Um dem entgegenzuwirken, prüft die FMA die Offenlegungen der Fonds sowie die Einhaltung der offengelegten Anlagestrategie.

Greenwashing-Analyse der FMA mit CLEANVEST-Daten

Um gezielt gegen Greenwashing vorzugehen, setzt die FMA ein Greenwashing-Analyseframework ein, das sich auch Methoden der automatisierten Textanalyse und Künstlicher Intelligenz bedient.

  • Textanalyse:
    Mithilfe von KI-gestützten Methoden wird untersucht, wie umfassend Fonds ihre Nachhaltigkeitsstrategie in den offiziellen Dokumenten beschreiben.
  • Portfolioanalyse:
    Hier wird überprüft, ob die Investments der Fonds wirklich nachhaltigen Kriterien entsprechen. Um die Nachhaltigkeit der Publikumsfonds zu beurteilen, wird der CLEANVEST-Score sowie sämtliche (36) CLEANVEST-Detailkriterien der ESG Plus GmbH genutzt. Der CLEANVEST-Score liegt zwischen 0 und 10 – je höher der Wert, desto nachhaltiger.

Die Analyse zeigt, dass bestimmte Faktoren die Nachhaltigkeitsbewertung von Publikumsfonds positiv beeinflussen. Dazu gehören die SFDR-Kategorisierung, das Umweltzeichen UZ49 sowie detaillierte Nachhaltigkeitsbeschreibungen in den Fondsdokumenten wie Prospekt und Basisinformationsblatt. Die Ergebnisse zeigen: Fonds, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie transparent und umfassend offenlegen, investieren auch tendenziell nachhaltiger.

Neue ESMA-Leitlinien: Strengere Regeln für Fondsnamen

Seit November 2024 gelten neue europäische ESMA-Leitlinien für Fondsnamen. Für alle bestehenden Fonds gelten diese ab 21.05.2025. Damit sollen irreführende Bezeichnungen vermieden werden. Konkret bedeutet das:

  • Fonds, die Begriffe wie „ESG“ oder „nachhaltig“ im Namen tragen, müssen mindestens 80 % ihres Vermögens in nachhaltige Anlagen investieren, um ökologische & soziale Anlageziele zu erfüllen.
  • Je nach ESG-bezogenem Begriff im Fondsnamen sind Investitionen in Unternehmen aus bestimmten problematischen Branchen (z. B. Kohle, Erdöl, Gas, Tabak, umstrittene Waffen) auszuschließen.

Diese neuen Anforderungen sollen Anleger*innen helfen, Greenwashing besser zu erkennen und fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen.

Fazit: Nachhaltigkeit ist im Fondsmarkt angekommen – aber mit Spielraum

Die Marktstudie der FMA bestätigt: Nachhaltigkeit ist im Fondsmarkt kein Randthema mehr, sondern hat sich als Standard etabliert. Allerdings gibt es weiterhin große Unterschiede darin, wie Nachhaltigkeit tatsächlich umgesetzt wird.

Als Anleger*in solltest du dich daher nicht nur auf den Namen eines Fonds verlassen, sondern genau prüfen, welche Kriterien wirklich erfüllt werden. Die neuen ESMA-Regeln und Transparenz-Plattformen wie CLEANVEST helfen dir dabei, nachhaltige Investments besser einzuschätzen und zu bewerten.

Du möchtest noch mehr zur FMA-Marktstudie erfahren? Die komplette "FMA-Marktstudie: Nachhaltigkeit bei Publikumsfonds 2024" mit allen Zahlen und Erkenntnissen ist auf der Webseite der FMA abrufbar.